Wenn sich am Vorabend von Christi Himmelfahrt 26 Menschen vor der Margaretenhalle versammeln, um durch die Nacht an die Nordküste Frankeichs zu fahren, dann kann man sich zum einen die Frage stellen: Warum sollte man 14 Stunden auf unbequemen Reisebus-Sitzen verbringen, wenn man auch mit dem Flugzeug in vier Stunden in Athen, Mallorca oder Schottland sein kann? Man kann sich aber auch auf die kommende Reise freuen, auf die vielen neuen Eindrücke, auf interessante Gespräche, darüber, ein bisschen am Frieden in Europa mitzuarbeiten.
Denn, so die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Margetshöchheim Gisela Schreiber, Frieden beginnt damit, zuzuhören. Und das geht am besten, wenn man miteinander ins Gespräch kommt. Dies gelang schon bestens kurz nach der Ankunft unserer Reisegruppe um 10 Uhr morgens in Biéville-Beuville bei einem herzlichen Empfang der Franzosen in der dortigen Mehrzweckhalle.
Auch am Rest des ersten Tages wurden bei den vielen individuellen Ausflügen mit den Gastfamilien Neuigkeiten aus den beiden Ortschaften und Familien geteilt. Die einen verbrachten den Tag in Caen, die anderen mit Seehunde-Gucken im Orne-Delta, wieder andere ruhten sich am Strand aus. Am zweiten Tag begann das offizielle Programm mit einer Besichtigung des Schlosses Vendeuvre. Dieses Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert ist bekannt für seine Sammlung an Miniaturmöbeln, der originalen Einrichtung des Schlosses, und vor allem der beeindruckenden Gartenanlagen mit einem „Jardin d’eau surprises“ – „Garten der Wasserüberraschungen“: Durch Bewegungsmelder im richtigen Augenblick ausgelöste Fontänen begleiteten die Besucher durch den Park und sorgten immer wieder für Erstaunen. Und wenn sich dann noch zum Gezwitscher der Vögel das Cembalo-Spiel des Schlossherren mischt, man innehält und genießt, dann ist das auch eine Form des Zuhörens und Friedens.



Am Abend waren wir traditionell zum Festabend in der Mehrzweckhalle eingeladen. Nach dem Viergänge-Menü gab es bei den offiziellen Reden auch die Antwort darauf, warum die Partnerschaften zwischen französischen und deutschen Gemeinden so erfolgreich sind: Bereits im deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, dem Elysée-Vertrag, wurde 1963 die Wichtigkeit von Menschen und Kommunen hervorgehoben, um dauerhaft den Frieden zu sichern. Dies wurde insbesondere von den Bürgermeistern beider Orte in den vergangenen Jahren durch stete politische Unterstützung der Partnerschaft gelebt. Für beide Bürgermeister war dies der letzte deutsch-französische Festabend in dieser Funktion, da beide bei den Kommunalwahlen nächstes Jahr nicht mehr antreten werden. Als Dankeschön für seinen Verdienst wurde der Margetshöchheimer Bürgermeister, Waldemar Brohm, vom Gemeinderat von Biéville-Beuville zum Ehrenbürger von Biéville-Beuville ernannt. Bürgermeister Christian Chauvois überreichte die Urkunde. Als Gastgeschenk übergaben wir ein großes Fotobuch mit Naturfotografienaus der Margetshöchheimer Umgebung, aufgenommen von Gerhard von Hinten. Der Abend fand einen feierlichen Abschluss in einer Darbietung von Walt-Disney-Klassikern der örtlichen Laien-Sänger-Gruppe.

Am Vormittag des zweiten Tages staunten wir über die vielen verschiedenen Villen in Lion-sur-mer und Hermanville-sur-mer, darunter auch die Villa Bluette im Art-Deco-Stil des bekannten Architekten Hector Guimard, der die Pariser Metro maßgeblich mitgestaltet hat. Nachmittags besichtigten wir eines der Highlights der Normandie: Den Teppich von Bayeux, dessen Bilder man mindestens schon einmal im Schulbuch gesehen hat. Dieser bestickte Wandbehang ist etwa 1000 Jahre alt und zeigt nicht nur die bekannte Schlacht bei Hastings im Jahr 1066, sondern auch viele Details aus dem normannischen und englischen Alltagsleben dieser Zeit.



Wie üblich, wurde der dritte und letzte Abend wieder in den Familien verbracht, wobei sich oft Familien gegenseitig einluden, um noch mehr von- und übereinander zu lernen. Da wurde dann das erste mal seit Jahren wieder gegrillt oder Nachtspaziergänge zu versteckten Orten in Biéville-Beuville unternommen.
Nachdem der schwere Abschied nach den drei Tagen am Sonntagfrüh überwunden war, fuhren nur glückliche Gesichter in Richtung Heimat. Um die Busfahrt aufzulockern, machten wir in der Champagne einen Zwischenhalt in Châlon-en-Champagne um dort ein letztes Mal französische Erdbeertörtchen zu genießen und die dortigen Kirchen anzusehen. Zurück in der Heimat freuen wir uns alle auf die zukünftigen Aktivitäten des Partnerschaftskomitees, in dem Wissen, einen kleinen Beitrag zum europäischen Miteinander und Frieden zu schaffen.
Am Margaretenfest besteht die Möglichkeit, gerne mit den Mitgliedern des Partnerschaftskomitee an und in der Hütte des Partnerschaftskomitees ins Gespräch zu kommen und mehr über unsere Reisen zu erfahren.

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